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La Passione

Roméo Castellucci ( Mise en scène ) , Johann Sebastian Bach ( Musique ) , Kent Nagano ( Direction musicale )


: Présentation

Die Kunst von Romeo Castellucci durchzieht eine Spannung, die im Herstellungsprozess seiner Bilder wirksam wird und die sich in unser Wissen vom Unbewussten einschneidet. Sie trifft ins Zentrum der Vernachlässigung des Blickes, die kennzeichnend ist für unsere Zeit. Theater ist für Castellucci „der Anlass zu denken, über das Sehen nachzudenken, das Sehen zu sehen; sich gewahr werden, sich als Zuschauer vor Probleme gestellt zu sehen, die in voller Absicht gerade für ihn gestaltet wurden – es ist die Erörterung der Frage, was es bedeutet, Zuschauer zu sein.“ Dieser ist erbarmungslos mit Bildern konfrontiert, die in Frage stellen, die gesehen werden wollen, die gesehen werden müssen. Die Anziehungskraft dieser Bilder erreicht das Innerste des Nervensystems, lotet Höhen und Tiefen menschlicher Erfahrung aus und befreit das Reale vom Prinzip des Realen, kompromisslos der extremen Gewalt des Schönen folgend.


Romeo Castellucci bringt Bachs Matthäuspassion auf die Bühne und widersteht dabei der Versuchung, ein „Spektakel“ aufzuführen. Er sucht stattdessen nach einem neuen Sinn von Offenbarung. Indem er die Logik des Illustrativen und des Figurativen verweigert , die nichts anderes als stereotype Tröstungen für den Zuschauer bedeutet, ist es diesem möglich, durch eine Anzahl von hergestellten Situationen eine eigene Haltung zu finden, während er die Worte des Evangeliums vernimmt.


Eine Reihe von Objekten werden sich, eines nach dem anderen, der reinen Anschauung des Zuschauers präsentieren - ohne Hilfe eines größeren technischen Apparates. Es sind „Steine“, an denen sich die Haltung tiefen Zuhörens kondensieren kann. Diese Objekte können als „skandalöse Objekte“ angesehen werden, ausgehend von der Wortbedeutung des griechischen skandalon: Jemand geht eine Straße entlang, sieht sich konfrontiert mit einem Felsen, einem Hindernis und verliert für einen kurzen Moment das Gleichgewicht. Der Betrachter ist so gezwungen, seine Richtung zu ändern, und dabei öffnet sich eine Tür, der Zugang zu einem anderen Raum.


Jedes einzelne dieser Objekte stellt ein „Problem“ dar: es löst etwas aus, es ruft eine Erschütterung hervor, eine Erschütterung des Kortex, die alles andere als sentimental ist. Wenn diese Bilder sich in Beziehung setzen zur essentiellen Tiefe der Bach’schen Komposition, ist der Weg frei zum Hinhören, zum Abwenden des Blickes, zum Innehalten und schließlich zu der Erfahrung, was „Leiden“ wirklich heißt.

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